Ortsgeschichte
Alt ist unser Dorf, sehr alt. Aber nur hinsichtlich seiner Geschichte, denn heute präsentiert sich Böchingen als eine moderne Gemeinde, in der vor allem die Infrastruktur stimmt und in der aufgrund einer vorausschauenden Politik Lebens- und Wohnqualität Priorität allen Handelns bestimmt.
767 wird Böchingen erstmals urkundlich erwähnt. In einer Schenkungsurkunde an das Kloster Lorsch (an der heutigen Bergstraße) wurden Besitztümer aus der Gemarkung „Bochinheim“ dem Kloster vermacht und ein Jahr später in einer weiteren Schenkung dezidiert „ein halber Weinberg“. Dies bedeutet, dass in Böchingen seit mindestens 768 Weinbau betrieben wurde!
Irgendwann Ende des 12. Jahrhunderts wurde wohl mitten im Ort eine Burg gebaut, denn 1206 wird erstmals ein Böchinger Ritter in den Urkunden erwähnt: Eberhard von Böchingen. Ihm folgten vier namentlich erwähnte Ritter von Böchingen im 13. und 14. Jahrhundert nach. Am 17. September 1363 erließ Johann von Böchingen als Burgherr eine Gerichtsordnung. Mit Heinrich von Böchingen erlosch um 1400 das alte Geschlecht der Herren von Böchingen.
1266 wird auch erstmals die Böchinger Kirche erwähnt, die dem Hl. Bartholomäus geweiht war.
1408 hatte der Kurfürst in Heidelberg die Herren von Zeiskam mit Burg und Dorf Böchingen belehnt. Diese Adelsfamilie blieb bis Ende des 17. Jahrhunderts in Böchingen. Grabplatten der Familie blieben erhalten und finden sich heute auf dem „Platz der Begegnung“ vor der Kirche.
Zwei Ereignisse prägten Böchingen im 16. Jahrhundert:
Zum Einen der Bauernkrieg, in dem 1525 die Burg in Böchingen zerstört und anschließend von den Bauern wieder aufgebaut wurde und die Reformation, als 1546 die Herren von Zeiskam den ersten evangelischen Pfarrer in Böchingen einsetzten. Der Kurfürst von der Pfalz in Heidelberg war lutherischen Glaubens, so mussten es auch alle seine Untertanen werden. Den Grabstein eines der ersten Pfarrer aus dieser Zeit, der 1600 gestorben ist, finden wir ebenfalls auf dem Kirchenvorplatz.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde erneut das Schloss (Burg) zerstört, wieder aufgebaut und 1676 starb der letzte Spross der Herren von Zeiskam: Maria Katharina de Sainville geb. von Zeiskam. Das Dorf ging als „erledigtes Lehen“ wieder an die Kurpfalz (Kurfürst) zurück. Der Kurfürst behielt Böchingen nicht lange sondern „verlehnte“ es an die Adelsfamilie von Steinkallenfels. Das Böchinger Wappen beinhaltet heute noch den Steinkallenfelser Löwen. Einhundert Jahre dauerte die Herrschaft dieser Familie. Dann erhielt der kurfürstliche Hofkanzler Joseph Anton Freiherr von Reiboldt von Kurfürst Karl Theodor die Lehensrechte bis Böchingen wieder an die Kurpfalz zurückfiel.
Im Rahmen der Französischen Revolution war Böchingen 20 Jahre französisch und ab Mai 1816 nach der Niederlage Napoleons bei Waterloo bayrisch.
Die großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten des 19. Jahrhunderts führten auch in Böchingen dazu, dass zahlreiche Bürger vor allem in die USA auswanderten oder in die Städte zogen und so die Einwohnerzahl Böchingens von 939 (1835) auf 751 (1905) zurück ging.
Spurlos gingen sowohl der erste als auch der zweite Weltkrieg nicht an Böchingen vorüber. Siebzehn bzw. 35 Gefallene waren zu beklagen. Im Jahre 1939 wurde als unrühmliche Auswirkung des Nationalsozialismus die Böchinger Synagoge zerstört, die hier lebenden jüdischen Mitbürger verließen ab 1933 ihren Heimatort. Eine Gedenktafel am ehemaligen Standort der Synagoge in der Hauptstraße erinnert an das dunkelste Kapitel der Ortsgeschichte.
2017 feiert Böchingen 1250jähriges Ortsjubiläum